Erfahrungen mit Lob – Seminarteilnehmende berichten
Denkwürdige Erlebnisse mit Lob – SeminarteilnehmerInnen berichten prägende Erfahrungen
Bild mit Seehund der einen Fisch bekommt oder Ballerina
«Wir machen Erfahrungen. Aber Erfahrungen machen uns.» Eugene Ionesco. So lautete das Motto an einem Seminar, an dem es auch um Lob ging. Dort waren die Teilnehmer aufgefordert, prägende Erlebnisse mit Lob zu schildern. Hier sind ein paar besonders denkwürdige Geschichten und Erkenntnisse.
Heute hast du gut gekocht, Sternekoch!
Tobias, ein Sternekoch, berichtet. «Ich habe anhand von Lob gemerkt, dass ich sehr kompliziert bin. Weil ich mich als Künstler sehe, der all sein Herzblut ins Kochen steckt, bin ich sehr empfindlich auf jeden Kommentar, sogar auf Lob! Da kam zum Beispiel einmal mein Schwager und lobte, ich hätte heute super gekocht. Sofort zuckte ich zusammen – ihr müsst wissen, der Schwager ist ein Kochdilettant – Der bildet sich wohl ein, meine Kunst bewerten zu können! Als ob er in der gleichen Liga wäre! Pah!
Ein andermal lobte mich mein Cousin mit schon wieder denselben Worten: Heute hast du gut gekocht. Und was höre ich? Nur heute… hallo!? Ich koche doch immer gut! Pah! Also: was ich gelernt habe: Ich bin überidentifiziert mit meiner Kunst und möchte mir Mühe gebe, gut gemeinte Kommentare wohlgesinnt zu deuten.
Im Ballett geht’s wieder super.
Sara erzählt: Ich war früher mal Ballerina und hatte es endlich in die Profiliga geschafft. In der Balletakademie in Peterburg angekommen, hatte ich den Schock meines Lebens. Im Vergleich zu den anderen Tänzerinnen war ich schwach – völlig ungewohnt für mich. Ich erinnere mich, an ein bewegendes Telefongespräch mit meinem Vater im zweiten Semester. Auf seine Frage: «Wie geht’s im Ballet?», antwortete ich. «Es geht wieder super. Aber: Zuerst wurde ich verurteilt als hoffnungslose Versagerin (Zitat: Du bist scheusslich!). Danach wurde ich ein halbes Jahr lang ignoriert. Es war die Hölle! Aber jetzt… endlich werde ich endlich wieder kritisiert. Immer noch mit harschen Worten, aber ich kann sie inzwischen schöndenken.» Was ich gelernt habe ist: Kritik ist näher an Lob als Ignoriertwerden.
Der Tennislehrer, der zuviel lobt
Michael berichtet: Ich habe mal einen Tennislehrer gewechselt und erst später gemerkt, was mich bei ihm gestört hat: Seine Art zu loben. Seine Mimik stimmte nicht. Das Lob kam wie vom Regal runter. Es gab keine Begeisterung. Es gab zu oft Lob. Es war nichts mehr wert. Ich glaubte es ihm nicht mehr.
Mach mal halblang
Ein Teilnehmer bekam einmal dies hören: «Lieber Andreas, ich habe noch niemanden erlebt, der so viele Komplimente macht wie du. Mach mal halblang.» Offensichtlich kamen bei ihm meine Komplimente schräg an. Ziemlich geschockt und habe ich über mich selber nachgedacht: Womöglich wollte ich Komplimente zurückhaben oder der Kollege dachte das zumindest? Befürchtete er, ich wolle ihn beeindrucken oder manipulieren? Ich weiss es nicht. Seither ist mir bewusst, dass ich total aufrichtig sein will beim Loben.
Lob kommt zurück wie ein Bumerang
Peter erzählt mit einem Schmunzeln. «Ich habe von einem Seminarleiter einst einen wertvollen Tipp erhalten. Er hilft, wenn ich Valentin, einen Freund, lobe, der jedesmal das Lob zurückgibt. Mein Lob kommt zurück wie ein Bumerang, denn Valentin winkt ab und entgegnet: «Nein, du hast es selber super gemacht.» Der Seminarleiter meinte darauf, Valentin wolle sicher das Lob nochmal hören. Das habe ich getestet und es stimmt. Valentin freut sich seither doppelt.