Lob motiviert nicht am Beispiel Olga
«Ganz toll, mach weiter so!»
Bei einem Teamcoaching habe ich einmal miterlebt, wie ein Teamleiter von seinen Mitarbeitenden wissen wollte, wie es ihm gelinge, die Mitarbeitenden zu motivieren. Olga, eine Osteuropäerin mit einem slavischen Akzent, wollte darauf wissen, ob er eine ehrliche Antwort vertrage. Nachdem er dies bejaht hatte, hörte er, sie sei ganz und gar nicht der Meinung, dass er motivieren könne. Dies irritierte ihn. «Aber ich lobe und bestärke dich doch ständig!», rief er. Ihre Antwort: «Nein, das tust du nicht.» Ich fragte Olga: «Wissen sie, welche Situation ihr Chef meint, von der er sagt, er lobe und bestärke sie?» Sie wandte sich direkt an den Chef. «Du kommst genau einmal pro Woche an meinen Tisch und schaust mir über die Schulter. Nach einer Minute sagst du die Worte: Ganz toll, mach weiter so.» Der Chef verstand die Welt nicht mehr. «Aber das ist doch Motivation pur!» Die Mitarbeiterin: «Nein, im Gegenteil!» Der Chef wandte sich an mich: «Herr Hoffmann, sagen Sie mir jetzt: Das ist doch eindeutig motivierend!» Ich antwortete: «Das entscheide nicht ich. Das entscheidet ihre Mitarbeiterin. Lobenswert ist sicher der Versuch, zu motivieren.» Die Mitarbeiterin erklärte darauf, dass sie wenig mit dem Lob des Chefs anfangen könne, weil er weit weg von ihrer Materie sei. Sie schätze aber durchaus das Vertrauen des Chefs, dass sie in ihrem Bereich sehr grosse Freiräume geniesse. Auch die Absicht sie zu motivieren, anerkannte sie.